Hast du schon einmal Portulak gegessen? Und wenn ja, welchen genau? Portulak ist nicht gleich Portulak. Man unterscheidet zwischen:
- Sommer-Portulak (Portulaca oleracea) und
- Winter-Portulak (Claytonia perfoliata)
Beide werden als Gemüse bzw. Salat genossen und haben in der Küche eine lange Tradition. Mittlerweile kennt man sie kaum noch und nur selten findet man sie auf Märkten oder in gut sortierten Läden. Daher ist es höchste Zeit, sich die beiden mal wieder genauer anzuschauen.
Steckbrief
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Sommer-Portulak Portulaca oleracea |
Winter-Portulak Claytonia perfoliata |
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Volksnamen | Europäischer Portulak, Gemüse-Portulak, Grünes Burzelkraut, Portulak | Kubaspinat, Portulak, Postelein, Tellerkraut |
Botanik | Familie der Portulakgewächse (Portulacaceae) Sukkulente, einjährige Pflanze mit fleischigen, ovalen bis spatelförmigen Blättern, kriechender Wuchs, wirkt robuster als der Winter-Portulak, gelbe Blüten von Juni bis Oktober |
Familie der Quellkrautgewächse (Montiaceae) Einjähriges Blattgemüse mit rautenförmigen bis tellerförmigen, fleischigen Blättern, zarter Wuchs, kleine Blüten optisch im Zentrum des Blattes, darauf spielt der Artname an, perfoliatum=das Blatt durchwachsen |
Anbau | Aussaat ab Mai nach den Eisheiligen bis Anfang September, warme, sonnige und durchlässige Böden, Lichtkeimer, Ernte nach 3–6 Wochen und mehrfach möglich. Hitzetolerant, nicht winterhart, frostempfindlich | Aussaat meist von Herbst (September/Oktober) bis Februar; keimt bei Temperaturen unter 12 °C. Frostresistent (wächst mit etwas Schutz bis –20 °C), mehrfache Ernte im Winter möglich |
Gesundheit | Antioxidativ, entzündungshemmend, gut für Immunsystem, Herz-Kreislauf, Muskeln, Nervensystem Volksheilkunde: Sodbrennen, festigt das Zahnfleisch bei lockeren Zähnen |
Guter Vitamin-C-Spender im Winter, entgiftend, harntreibend, verdauungsfördernd Volksheilkunde der indigenen Völker Nordamerikas: Breiumschläge gegen rheumatische Schmerzen, schmerzende Augen, Appetitlosigkeit |
Küche | Blätter, Stängel und Blütenknospen essbar – roh in Salaten, Pesto, Quark, gekocht als Spinat, in Suppen, Quiches, Blütenknospen als Kapernersatz, intensiv-säuerlicher Geschmack | Junge Blätter roh hervorragend als Wintersalat, ältere Blätter werden wie Spinat gekocht, Smoothies, Kartoffelgerichte, milder, säuerlicher und leicht nussiger Geschmack |
Geschichte | Stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, jahrtausendelange Nutzung als Gemüse- und Heilpflanze, weitverbreitet in mediterraner und nahöstlicher Küche, Hildegard von Bingen kannte ihn und beschrieb ihn in ihrem Werk Physika u. a. als Mittel bei Skorbut | Stammt ursprünglich aus Nordamerika, war fester Bestandteil in der Ernährung und der Heilkunde der Ureinwohner, kam im 17. Jhd. nach Europa, galt bei uns zunächst als Zierpflanze, bis man seine inneren Werte erkannte |
Inhaltsstoffe | Vitamine A, E, viel Omega-3-Fettsäuren (v. a. Alpha-Linolensäure), viel Oxalsäure, Kalium und Magnesium, Hitze fördert die Produktion der Inhaltsstoffe | Vitamin A, C, etwas Omega-3-Fettsäuren, wenig Oxalsäure, Eisen, Kalzium und Magnesium, Kälte fördert die Produktion der Inhaltsstoffe |
Warum hat Portulak zwei verschiedene Namen?
Sommer-Portulak und Winter-Portulak, oder einfach nur Portulak? Botanisch gesehen haben beide Pflanzen nichts gemeinsam und stammen aus verschiedenen Pflanzenfamilien. Der Sommer-Portulak ist der echte Portulak, der auch der Familie den Namen gab. Während dieser schon seit Jahrhunderten bei uns bekannt und geschätzt ist, kam der Winter-Portulak erst im 17. Jhd. nach Europa. Er gehört zu den Neophyten, ist also eine Pflanze, die nach der Entdeckung Amerikas zu uns kam, gilt aber als nicht invasiv und verdrängt damit keine einheimischen Pflanzen. Im deutschsprachigen Raum wurde er dann ab dem 18./19. Jahrhundert Winter-Portulak genannt, weil
- er ähnlich wie der Sommer-Portulak aussieht (fleischige, zarte Blätter, bodennaher Wuchs),
- er sich ebenfalls roh als Salat oder gekocht wie Spinat verwenden lässt
- er in der kalten Jahreszeit eine Ergänzung zum Sommer-Portulak bietet.
Der Name ist also eine volkstümliche Analogie. Man hat ein neues, essbares Grün entdeckt, das in Nutzung und Geschmack an den bekannten Sommer-Portulak erinnerte – und kurzerhand denselben Namen vergeben, mit dem Zusatz Winter. Da man beide oft der Bequemlichkeit halber nur Portulak nennt, muss man z. B. beim Kauf von Samen darauf achten, welchen man denn nun haben will. Sonst erlebt man eine Enttäuschung, wenn man beispielsweise Winter-Portulak nach den Eisheiligen aussät.
Für die Küche und auch die Gesundheit macht es keinen großen Unterschied – sie ergänzen sich sogar perfekt, da wir uns dadurch fast das ganze Jahr mit gesundem Grün versorgen können.
Und anschließend noch für jeden Portulak ein Rezept, um sich von den kulinarischen Qualitäten selbst zu überzeugen.
Rezept für einen Sommer-Portulak-Salat
- 100 g frischer Portulak, geputzt
- 1-2 reife Tomate, gewürfelt
- ½ rote Zwiebel, in feine Ringen
- 100 g Feta-Käse, zerbröselt
- 1–2 EL Olivenöl
- 1 EL Zitronensaft (alternativ Rotweinessig)
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 TL getrockneter Oregano oder frische Petersilie
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
Portulak waschen, trocken schleudern und grob hacken. Alle Zutaten in einer Schüssel mischen. Mit Olivenöl, Zitronensaft, Knoblauch, Oregano, Salz und Pfeffer abschmecken.
Rezept für einen winterlichen Postelein-Salat
- 150 g frischer Postelein (Winter-Portulak)
- 1 kleine rote Zwiebel, in feine Ringe geschnitten
- 1 Apfel (säuerlich, z. B. Boskop oder Elstar), gewürfelt oder in feine Spalten geschnitten
- 50 g Walnüsse, grob gehackt
- 30 g getrocknete Cranberrys oder Rosinen
- 50 g Manouri-Käse, gewürfelt
Dressing
- 3 EL Olivenöl
- 1 EL Apfelessig oder Weißweinessig
- 1 TL Honig oder Ahornsirup
- 1 TL Senf (mild oder körnig)
- Salz & frisch gemahlener Pfeffer
Postelein gründlich waschen, trocken schleudern und in eine große Schüssel geben. Walnüsse ohne Fett in einer Pfanne kurz anrösten, bis sie duften, dann etwas abgekühlt zum Salat geben. Apfelstücke, Zwiebelringe und Cranberrys hinzufügen. Dressing aus Öl, Essig, Honig, Senf, Salz und Pfeffer verrühren. Alles mischen, Käse darüber streuen.

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